Schon viel früher als bisher berichtet war den Behörden in Deutschland und Österreich bekannt, dass die Listeriose-Erkrankungen mit Todesfolge eindeutig auf Käseprodukte des österreichischen Herstellers Prolactal zurückzuführen waren, der in Deutschland bei Lidl vertrieben wurde.
Nach einer Recherche der Verbraucherrechtsorganisation foodwatch lag der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES bereits am 20. Januar 2010 ein Bericht vor, der diesen Zusammenhang zweifelsfrei darstellt. Die deutschen Behörden wussten davon spätestens Anfang Februar. Erst am 16. Februar jedoch gab Lidl eine unmissverständliche Verzehrswarnung heraus, zuvor hatte das Unternehmen lediglich eine Empfehlung abgegeben, die Produkte nicht yu verzehren. Die deutschen Behörden ihrerseits gingen zu keinem Zeitpunkt mit einer Verzehrswarnung an die Öffentlichkeit. „Die Behörden haben die Informationsarbeit einem befangenen Unternehmen überlassen und ihre Fürsorgepflicht für die Gesundheit der Bürger in fahrlässiger Weise verletzt.
Als die Käseprodukte eindeutig als Ursache für vier Todesfälle in Österreich feststanden, wäre eine unmissverständliche Verzehrswarnung die einzig richtige Maßnahme gewesen“, kritisierte foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. „Um ein solches Versagen bei der Informationspolitik in Zukunft zu verhindern, müssen die Behörden per Gesetz verpflichtet werden, die Öffentlichkeit unverzüglich über Sicherheitsrisiken zu informieren. Bisher gibt es dazu nur eine ,Soll‘-Bestimmung.“