Vorsicht beim Kartoffelverzehr?

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat 2008 zum Jahr der Kartoffel ausgerufen. So verwundert es nicht unbedingt, dass über die Kartoffel und ihre Jahresehrung ein Video zu finden ist, in dem die Vorzüge der Kartoffel aufgezeigt werden.

Doch die Kartoffel, für die viele Bezeichnungen existieren, hat auch ihre Schattenseiten.

So enthalten Kartoffeln zum natürlichen Schutz vor Schädlingen so genannte Glykoalkaloide – vor allem Solanin und Chaconin. Diese Giftstoffe sind vor allem in den Kartoffelschalen vorhanden.

Sind diese Giftstoffe für den Menschen bedenklich?

Der Stern schreibt dazu: Junge oder kühl und dunkel gelagerte Kartoffeln tragen meist nur kleine Mengen Alkaloide in sich, die für den Menschen nicht schädlich sind. Unter bestimmten Umständen jedoch kann die Alkaloidkonzentration in der Schale so sehr ansteigen, dass der Verzehr für den Menschen üble Folgen haben kann: Von leichten Magenbeschwerden über Nierenentzündungen bis hin zu Schädigung des zentralen Nervensystems können die Vergiftungserscheinungen reichen. Noch im vergangenen Jahrhundert führten extrem alkaloidhaltige Kartoffeln sogar zu Todesfällen. Da die Vergiftungsgefahr abhängig vom Körpergewicht ist, sind Kinder am ehesten gefährdet.

Wie kann man sich nun vor zu hohen Alkaloidkonzentrationen in den Kartoffeln schützen?

Zum einen sollte man also nur junge oder dunkel und kühl gelagerte Kartoffeln zu sich nehmen und dabei -entgegen einer viel verbreiteten Meinung- die Kartoffelschale nicht mitessen.

Andererseits wird berichtet, dass gefährliche Alkaloidkonzentrationen nur beim Verzehr extrem großer Mengen Kartoffeln mit Schale auftreten. Die Ansicht einer möglichst dunklen Kartoffellagerung und des möglichst schalenfreien Kartoffelverzehrs untermauern beispielsweise Untersuchungen des Wirtschaftsmagazins Plusminus. Dieses zeigt sowohl in einem Artikel als auch in einem Video auf, dass Supermärkte und andere Lebensmittelhändler Kartoffeln unter grellem Neonlicht anbieten. Dies kann verheerende Folgen haben, wie Plusminus zu berichten weiß:

In Supermärkten allerdings werden Kartoffeln häufig im Licht angeboten. Das ist gefährlich, denn durch Lichteinfluss bilden sich die Alkaloide von Neuem und können so einen kritischen Wert erreichen. Oft werden die Kartoffeln dann auch grün. „Wenn die Kartoffel ergrünt ist, ist das ein Zeichen, dass sie im Licht war. Diese grünen Kartoffeln haben in ihrer Schale besonders hohe Alkaloidwerte“, so der Molekularbiologe Michael Wink von der Universität Heidelberg. Die Kartoffeln müssen dazu eventuell nur kurz im Licht liegen: „Die Bildungsrate ist unterschiedlich, hängt ab von Sorten und Herkunft. Mitunter reichen aber schon ein paar Stunden im Licht aus, um die Alkaloidbildung wieder zu starten“, so Norbert Haase vom Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel.

Plusminus weist noch auf eine andere Gefahr hin, die Kleinkinder betrifft und der allgemeinen Behauptung, dass nur der übermäßige Verzehr von Kartoffeln mit Schale gefährlich sei, entgegensteht:

Erwachsene müssen zwar sehr viele Kartoffeln essen, um sich zu vergiften. Anders sieht es aber bei Kleinkindern aus. Da sich das Vergiftungsrisiko nach dem Körpergewicht berechnet, reicht schon eine kleine Portion ungeschälter Kartoffeln, um Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall hervorzurufen. Die Beschwerden ähneln einem Magen-Darm-Infekt und können mehrere Tage anhalten. Es kann aber auch schlimmer kommen. „Verzehrt man sehr viele von diesen belasteten Kartoffeln, kommen auch neuro-toxische Störungen dazu. Es kann dann zu Störungen der Atemtätigkeit, der Herztätigkeit kommen und im schlimmsten Fall kann sogar der Tod eintreten“, so Michael Wink von der Universität Heidelberg.

Leider gibt es momentan keine verbindlichen Grenzwerte für den Alkaloidgehalt in den Kartoffeln, sodass man die obigen Hinweise beherzigen und zudem keinesfalls grüne Kartoffeln verzehren sollte.