Skandal um giftige Schafleber

In einem im April 2009 erstellten Gutachten des Bundesinstiuts für Risikobewertung (BfR) wird auf eine Gefahr beim Verzehr von Schafleber hingewiesen: „Die Leber von Schafen ist eines der am stärksten mit Dioxinen belasteten Lebensmittel von an Land lebenden Tieren.“

Diese Erkenntnis entnahm das BfR 140 Messergebnissen von Schafleberproben aus sechs Bundesländern, wobei 94 Prozent der Proben den EU-Höchstwert überschritten.

Daher warnt das BfR ausdrücklich aus Vorsorgegründen vor dem Verzehr von Schafleber, zumal das BfR davon ausgeht, dass die Höchstwerte-Überschreitungen eher die Regel als die Ausnahme sind und entsprechend häufig vorkommen.

Der eigentliche Skandal, auf den besonders die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch aufmerksam macht, ist jedoch, dass die Behörden bis auf ein paar Verzehrwarnungen nichts weiter unternehmen, um das Gesundheitsrisiko für die Verbraucher ausszuschließen bzw. zumindest drastisch zu minimieren.

Die TAZ schreibt zum Umgang der Behörden mit der zu hohen Dixion-Belastung von Schafleber: Die Ämter schieben derweil die Verantwortung hin und her. „Wir dürfen gar keine Verbotsempfehlungen aussprechen“, sagte ein BfR-Sprecher. Zuständig seien die betroffenen Länder und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. In der Bundesbehörde verweist man aber darauf, dass es ja bereits Lebensmittelkontrollen der Länder gebe, die belastete Nahrung aus dem Verkehr ziehen.

Niedersachsens Ernährungsministerium erklärt, nur die EU könne ein Verkaufsverbot für Schafleber erlassen. Hamburg verweist auf den Bund. Das Bundesumweltministerium verwies darauf, dass die Behörden nun im Rahmen eines Monitoringprojekts umfangreiche Proben zögen. Die Ursache der Dioxinbelastung sei unklar.

Besonders dreist finde ich die Aussage des Bundesumweltministeriums, dass die Ursache der Dioxinbelastung unklar sei.

So warnte bereits am 9.02.2009, also gut 2 Monate vor dem Bericht des BfR, das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landespflege in einer kurzen Mitteilung vor belasteter Schafleber und schrieb darin zu den Ursachen: Die Ursache dieser hohen Belastung auch bei der Beweidung wenig belasteter Flächen wird in einer besonderen Verstoffwechselung von Dioxinen und dl-PCB in der Schafleber vermutet.

Schaffleisch wies bisher nur dann eine erhöhte Belastung auf, wenn die Tiere auf stark belasteten Flächen geweidet hatten.

Insofern wissen die Behörden also wohl sehr wohl, wieso die Schafleber in so vielen Fällen zu stark belastet ist bzw. haben dafür konkrete Vermutungen.

Das Verhalten der Behörden ist  meiner Meinung nach skandalös und nicht nachvollziehbar. Das Zuständigkeits-„Spiel“ der Behörden untereinander erinnert mich irgendwie an „Das Haus, das Verrückte macht“ aus dem Zeichentrickfilm „Asterix erobert Rom“: