ITB: Amerika profitiert von zunehmender Reiselust der Lateinamerikaner

Juneau - Alaska Pacific Pier

Juneau – Alaska Pacific Pier

Zweigeteilte Reiseentwicklung auf dem amerikanischen Kontinent: In den ersten acht Monaten letzten Jahres verzeichnete Lateinamerika gegenüber Nordamerika ein doppelt so starkes Wachstum. Während Nordamerika im Vergleich zum vergangenen Jahr vier Prozent mehr Auslandsreisen verbuchte, hatte Lateinamerika mit acht Prozent Plus eindeutig die Nase vorn. In Summe zeigten die Auslandsreisen der Amerikaner im letzten Jahr bislang einen soliden Anstieg von fünf Prozent. Für 2019 prognostiziert der World Travel Monitor® aufgrund der zu erwarteten Zuwächse Nordamerikas einen Aufschwung. Das sind die ersten Trendanalysen, die IPK International im Auftrag der ITB Berlin erstellt hat.

Nordamerikaner reisen am liebsten nach Europa

Nach wie vor ist Europa das beliebteste Reiseziel der Nordamerikaner. Acht Prozent mehr Nordamerikaner als im Vorjahr traten die Reise über den Atlantischen Ozean an. Von der Steigerung profitierten vor allem Italien und Spanien, während Reisen nach Großbritannien stagnierten. Reiseströme in Richtung Asien verzeichneten ein Plus von fünf Prozent, während Reisen innerhalb Amerikas um drei Prozent zunahmen.

Das Wachstum an Auslandsreisen der Nordamerikaner verteilt sich gleichmäßig auf Urlaub, Besuche bei Freunden und Verwandten sowie auf Geschäftsreisen.. Während das Wachstum von Geschäftsreisen weltweit unterdurchschnittlich war, war in Nordamerika das Gegenteil der Fall und das Segment verbuchte einen Zuwachs von sechs Prozent.

Bei differenzierter Betrachtung zeigt sich, dass die Zuwächse jedoch auf die steigende Beliebtheit von MICE-Reisen zurückzuführen sind. Bei traditionellen Geschäftsreisen erlebt Nordamerika, wie auch der Gesamtmarkt, einen Abwärtstrend. Auch im Hinblick auf die Urlaubsarten ist das Wachstum relativ gleichverteilt. Mit einem Plus von acht Prozent zeigten Kreuzfahrten den stärksten Zuwachs, gefolgt von Rundreisen, mit einem Plus von fünf Prozent. Städtereisen stiegen um vier Prozent an, während Strand- und Badeurlaube um drei Prozent zulegten. Die Nordamerikaner verreisten zwar etwas kürzer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, gleichzeitig gaben sie aber rund ein Prozent mehr aus. Für 2019 sagt der Travel Confidence Index ein durchaus positives Jahr für Nordamerika voraus und prognostiziert eine achtprozentige Steigerung an Auslandsreisen.

Lateinamerika ist Wachstumstreiber

Mit insgesamt acht Prozent mehr internationalen Reisen überholte Lateinamerika Nordamerika um Längen. Ein wesentlicher Faktor war das positive Wachstum des mexikanischen Outbound-Reisemarkts. Nach einem Tiefpunkt im letzten Jahr konnte er sich in den ersten acht Monaten 2018 stark erholen. Maßgebend für diesen Aufschwung waren Reisen in die USA, die im Vergleich zu 2017 wieder kräftig zulegten.

Während die Nordamerikaner vermehrt nach Europa reisten, steuerten Lateinamerikaner hauptsächlich Ziele in Amerika an. Mit einem Anstieg von 13 Prozent erlebten Reisen innerhalb des Kontinents einen wahren Boom, gleichzeitig verzeichnete Europa ein stabiles Plus von fünf Prozent und Asien von zwei Prozent. Der entscheidende Faktor für das Wachstum der Auslandsreisen waren Urlaubsreisen mit einem Anstieg von zehn Prozent. Besuche bei Verwandten und Freunden (VFR-Reisen) haben sich nach den Rückgängen im Vorjahreszeitraum mit einem Zuwachs von drei Prozent wieder erholt. „Dies wird durch die Zunahme der mexikanischen Auslandsreisen beeinflusst, die tendenziell einen höheren Anteil an VFR-Reisen haben“, erklärt Juan Alberto García von IPK International. Ebenso haben in Lateinamerika Geschäftsreisen mit neun Prozent noch stärker zugenommen als in Nordamerika. Wobei sich auch hier eine deutliche Verschiebung zum MICE-Segment bemerkbar machte. Während MICE um zwölf Prozent anstieg, mussten traditionelle Geschäftsreisen ein Minus von einem Prozent hinnehmen.

Städtereisen standen auf der Beliebtheitsskala der Lateinamerikaner von Januar bis August 2018 mit einer Steigerung von 18 Prozent ganz oben. Nach Rückgängen im Vorjahreszeitraum wuchsen Strand- und Badeurlaube um 15 Prozent an. Ähnliche Wachstumsraten verbuchten Kreuzfahrten, die aber im Vergleich einen sehr geringen Anteil am gesamten lateinamerikanischen Urlaubsmarkt ausmachen. Rundreisen blieben mit einem geringen Anstieg von drei Prozent unter dem Durchschnitt. Bei den Ausgaben waren die Lateinamerikaner im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar etwas sparsamer, dafür stieg die durchschnittliche Aufenthaltsdauer gemäß den Zahlen des World Travel Monitor® um drei Prozent.

Nach starken ersten acht Monaten des Jahres 2018 sind auch die Aussichten für 2019 durchaus vielversprechend. Laut dem Travel Confidence Index von IPK International werden die Auslandsreisen der Lateinamerikaner im nächsten Jahr um acht Prozent wachsen.

Positives Jahr für die meisten amerikanischen Destinationen

Die Ergebnisse des World Travel Monitor® zeigen, dass Nord-und Südamerika zwischen Januar und August 2018 rund drei Prozent mehr internationale Besucher empfing. Dabei erholten sich die im letzten Jahr rückläufigen USA mit einem Zuwachs von sieben Prozent. Kanada hingegen stagnierte mehr oder weniger. Mit einem Plus von rund zwei Prozent verzeichnete Mexiko wieder eine steigende Tendenz. Aber auch andere Destinationen empfingen mehr Besucher im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Vor allem Chile erlebte einen großartigen Aufschwung mit acht Prozent mehr Gästen aus dem Ausland.

„Kreuzfahrten und Städtereisen sind – wie in Europa auch – die wesentlichen Wachstumstreiber der amerikanischen Reisemärkte. Ungewöhnlich erscheint der starke Zuwachs an Reisen aus Lateinamerika in die USA. Möglicherweise ein Beleg dafür, dass Trump trotz starker Bemühungen an der Attraktivität des Landes, dessen Präsident er ist, zumindest bisher nichts ändern konnte“, kommentiert Dr. Martin Buck, Senior Vice President Travel & Logistics bei der Messe Berlin.