Lust und Frust der Sternerestaurants

Sterneessen auf höchstem Niveau

Die Auswahl an Restaurants in Deutschland ist groß. Feinschmeckern können sich bei Gastronomiebetrieben an verschiedenen Kennzeichnungen orientieren, um die Qualität im Vorfeld zu beurteilen. Eine der wichtigsten Auszeichnungen sind dabei die Michelin-Sterne, die seit 1926 vom Guide Michelin verliehen werden (oder auch vom Hornstein Ranking). Dabei handelt es sich um einen jährlich erscheinenden Hotel- und Restaurantführer. Insgesamt beschäftigt der Guide Michelin in Europa 85 Kritiker, die die Restaurants entsprechend testen und beurteilen. Durchschnittlich werden die Restaurants alle 18 Monate von den Testern besucht und diejenigen, die bereits mit Sternen ausgezeichnet sind, in noch kürzeren Abständen.

Voraussetzungen und Abstufung der Sterne-Bewertung

Damit ein Restaurant eine Sterne-Bewertung erhält, müssen die Zutaten von gleichbleibender Qualität und Frische sein, die Gerichte fachgerecht und innovativ zubereitet werden und durch ihren Geschmack, ihre Präsentation und das Preis-/Leistungsverhältnis überzeugen. Bis zu drei Sterne können dabei erreicht werden und die einzelnen Abstufungen werden in der deutschen Ausgabe des Guide Michelin wie folgt unterschieden:

• Ein Stern: „Eine sehr gute Küche, welche die Beachtung des Lesers verdient“
• Zwei Sterne: „Eine hervorragende Küche – verdient einen Umweg“
• Drei Sterne: „Eine der besten Küchen – eine Reise wert“

Im Jahr 2011 gab es in Deutschland neun Restaurants, die drei Sternen besitzen, 23 Restaurants mit zwei Sternen und 205 mit einem Stern. Die meisten Sterne-Restaurants waren in Berlin mit 13 Sternen zu finden, gefolgt von München mit 12 und Hamburg mit 10 Sternen. Ein besonderer Tipp in der Nähe von Köln ist das Restaurant zur Post.

Sterne verlangen persönlichen und finanziellen Einsatz

Gastronomen, die aus ihrem Betrieb ein Sterne-Restaurant machen wollen, müssen viel investieren. Am wichtigsten ist zunächst ein gutes Konzept, das über Jahre hinweg funktioniert und auch die Einrichtung sollte entsprechend darauf abgestimmt sein. Bei spezialisierten Gastrohändlern sind auch die passenden Geräte zu finden. Um anspruchsvolle Speisen zubereiten zu können, muss vor allem die Ausstattung der Küche umfangreich sein und modernen Anforderungen entsprechen.

Ist ein Restaurant erst mal mit einem oder sogar mehreren Sternen ausgezeichnet, kann es sich nicht nur über eine hohe Presseaufmerksamkeit und viele Gäste freuen, sondern steht plötzlich auch unter starkem Druck. Denn, wer diese Auszeichnung hat, möchte sich nicht mehr verlieren. Hohe Kosten, extrem Arbeitszeiten und die Gefahr, dass die Sterne wieder aberkannt werden, können den Stressfaktor enorm erhöhen.

Um Sternerestaurants ranken sich viele Mythen

Wie allgemein geglaubt, sind Sterne – anders als bei der Klassifizierung von Hotels – kein offiziell verliehener Qualitätsstandard, sondern drücken lediglich die subjektive Meinung der Tester aus, die diese im Guide Michelin veröffentlichen. Da es sich dabei nur um eine gedruckte Empfehlung handelt, kann man sie auch nicht zurückgeben.

Entgegen gängiger Klischees muss ein Restaurant nicht besonders luxuriös sein, nur die teuersten Zutaten verwenden oder einen außergewöhnlichen Service haben. Das Hauptkriterium für die Verleihung von Sternen ist die Leistung der Küche. Auch Steakhäuser oder einfachere Bistros sind bei den ausgezeichneten Betrieben zu finden, weil den Gästen entsprechend hochwertig zubereitete Speisen zu einem ausgezeichneten Preis–/Leistungsverhältnis geboten werden.

Zur alltäglichen Nahrungsaufnahme eignet sich ein Sternerestaurant sicher nicht. Wenn man aber etwas zu feiern hat oder einfach einen besonderen Abend mit hervorragendem Essen genießen möchte, sollte man sich einen Besuch dort ruhig einmal gönnen.